08/08/2024 0 Kommentare
Ein aufständischer Dichter
Ein aufständischer Dichter
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Ein aufständischer Dichter
Es gibt Kirchenlieder, die uns in vergangene Welten entführen und dann gibt es Lieder, die uns ganz im hier und heute treffen. Weil sie die Zerbrechlichkeit unseres modernen Glaubens kennen und nicht verheimlichen. Die Psalmübersetzungen, Dichtungen und Lieder des niederländischen Theologen Hubertus Gerardus Josephus Henricus Oosterhuis, genannt Huub Oosterhuis, fanden seit den 60er‑Jahren in Deutschland Begeisterung und trotz Widerstände seitens der offiziellen Kirchenstimmen Aufnahme in die Gesangbücher.
Die Lieder von Oosterhuis sind voller Spannung: Es geht eigentlich immer um Ostern, aber der Blick geht immer von Karfreitag aus. Sie schauen auf die Vollendung, aber zugleich auch auf das Leid. Vier seiner Lieder sind im evangelischen Gesangbuch vertreten: darunter Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (EG 382 / GL 422). Sechs wurden ins katholischen Gotteslob aufgenommen wie das So lang es Menschen gibt auf Erden (EG 427/ GL 425).
Oosterhuis wird 1933 in Amsterdam geboren. Nach dem Abitur wird er Jesuit und 1964 zum Priester geweiht. Wegen seiner offenen Kritik am Zölibat wird er schließlich aus dem Orden ausgeschlossen. Oosterhuis tritt daraufhin aus der Kirche aus, heiratet und versteht sich fortan als überkonfessioneller Theologe und Dichter. Den eigenen Weg vor Gott zu gehen, spiegeln die Lieder und Gebete von Oosterhuis in einer lebensnahen Sprache wider. „Fremd wie dein Name sind mir deine Wege.“ Mit leeren Händen vor Gott zu stehen, ist für Oosterhuis die aufrichtige Haltung eines Menschen unserer Zeit: „Von Zweifeln ist mein Leben übermannt, / mein Unvermögen hält mich ganz gefangen.“ In seinen Liedern haben die Fragen Vorrang vor der Gewissheit. Am Ostersonntag starb Oosterhuis im Beisein seiner Familie in Amsterdam.
Möge ihn Gott empfangen in dem „Land, das keine Grenzen kennt“.
Leseempfehlng: Psalmen von Huub Oosterius
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